So­ci­al Me­dia Think Unit: Pu­bli­ka­tio­nen2019-01-30T13:46:18+02:00

On­line-Fahn­dung in so­zia­len Netz­wer­ken

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Er­schie­nen in:
Die Po­li­zei 106 (2015) H. 12. S. 344–351.

Au­toren:
Jana Loh­mei­er, Anna-Lisa Menck, Si­mon Noack,
Ni­co­las Zim­mer­mann, Jo­han­na Lan­ge, Ste­phan Früh­wirt

Abs­tract

In den letz­ten Jah­ren hat die Po­li­zei be­gon­nen, die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten so­zia­ler Netz­wer­ke für die ei­ge­ne Er­mitt­lungs­ar­beit zu nut­zen: Ent­ge­gen der Emp­feh­lung der Kon­fe­renz der Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten des Bun­des und der Län­der von 2014 ist es in­zwi­schen in im­mer mehr Bun­des­län­dern üb­lich, Fahn­dungs­auf­ru­fe ins­be­son­de­re auf der So­ci­al-Me­dia-Platt­form Face­book zu ver­brei­ten. Da­bei hat sich in der Pra­xis zwar ge­zeigt, dass dies in der Re­gel schnel­ler zum Er­mitt­lungs­ziel führt. Den Er­fol­gen auf der ei­nen Sei­te ste­hen auf der an­de­ren po­ten­zi­ell aber auch ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen für die von ei­ner Fahn­dung Be­trof­fe­nen ge­gen­über: Es kann zu Be­dro­hungs­si­tua­tio­nen bis hin zu Auf­ru­fen zur Lynch­jus­tiz und lang­fris­ti­gen Stig­ma­ti­sie­run­gen kom­men.

Aus me­di­en­wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­ti­ve wer­den die­se Phä­no­me­ne auf Merk­ma­le zu­rück­ge­führt, die das In­ter­net als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­um ge­ne­rell kenn­zeich­nen.

Da­bei er­gibt sich, dass auf­grund der ge­stie­ge­nen Chan­cen und Ri­si­ken die Fra­ge nach der Ver­hält­nis­mä­ßig­keit neu ge­stellt wer­den muss: Öf­fent­li­che On­line-Fahn­dung ist den Er­geb­nis­sen zu­fol­ge ge­eig­net und er­for­der­lich, um die an­vi­sier­ten Zie­le zu er­rei­chen – aber ist sie in An­be­tracht der neu­en Ge­fah­ren auch an­ge­mes­sen? Es wird emp­foh­len, die recht­li­chen Grund­la­gen von On­line-Fahn­dung neu zu be­ur­tei­len und da­bei eine Ver­schär­fung des Schwe­re­grads der Straf­tat, die zur Recht­fer­ti­gung die­ser Maß­nah­me dient, in Be­tracht zu zie­hen. Da­bei ist je­doch zu be­ach­ten, dass eine Neu­re­ge­lung nur kon­se­quent sein kann, wenn sie sich auch auf her­kömm­li­che Off­line-Fahn­dung be­zieht, da die­se selbst­ver­ständ­lich durch die Ver­füg­bar­keit von Smart­pho­nes etc. je­der­zeit mü­he­los im In­ter­net ver­brei­tet wer­den kann.

Zu­dem kön­nen ei­ni­ge kon­kre­te So­fort­maß­nah­men er­grif­fen wer­den. Zu ih­nen ge­hö­ren ei­ner­seits die Ein­hal­tung der be­stehen­den Re­ge­lun­gen so­wie an­de­rer­seits die Be­reit­stel­lung sen­si­bler Fahn­dungs­da­ten nur über po­li­zei­ei­ge­ne Ser­ver, die Auf­klä­rung der Bür­ger und das Ab­schal­ten der Kom­men­tar­funk­ti­on.