MODUL 1: Kommunikation online
1. Case → 2. Insight → 3. Case → 4. Insight → 5. Deep Lecture
Ein Thema der Weltöffentlichkeit
Foto: BarnImages, Quelle, Lizenz: CC0 Public Domain
von Simon Noack und Stephan Frühwirt
1.
Das hätte es früher
nicht gegeben
Ein Hund macht in eine U‑Bahn und die Welt ist empört – das wäre mit Print, Radio und Fernsehen nicht möglich gewesen.
Um in den klassischen Massenmedien vorzukommen, muss jedes Thema erst deren sogenannten Flaschenhals passieren. Und der ist eng: Nur die allerwenigsten Inhalte schaffen es in die Öffentlichkeit. Der Grund dafür liegt in den Kosten, denn Rundfunksendungen und Druckerzeugnisse sind in der Produktion aufwändig. Sendeplatz und Sendezeiten sind entsprechend stark begrenzt und reichen nur für die großen Themen: Terror, Börsencrash und Heidi Klum. Dagegen hätte ein Hundehaufen in einer Seouler U‑Bahn ziemlich sicher keine Redaktion der Welt beeindruckt.
2.
Im Web wird alles
publiziert
Während die klassischen Massenmedien sich thematisch stark beschränken müssen, kann im Web alles publiziert werden. Hier ist man nicht mehr auf die Produktionsapparatur der Massenmedien angewiesen. Stattdessen reichen online wenige Klicks aus, um eine Mitteilung zu veröffentlichen.
Auch hier gilt: Der Aufwand bestimmt die Inhalte. Weil der Publikationsaufwand online auf ein Minimum geschrumpft ist, verschiebt sich auch die Schwelle dessen, was eine Publikation wert scheint. Ob die Erbsensuppe zum Mittag oder der Ärger über die Bahnverspätung: Nichts wird der Öffentlichkeit vorenthalten. So kann noch die scheinbar irrelevanteste Information zum Publikumsrenner werden.
3.
Wenige Stars,
viele Nonames
Obwohl durch Social Media heute wirklich jeder Beitrag zu jedem Thema veröffentlich werden kann, hat nur ein geringer Teil tatsächlich die Chance, bekannt zu werden. Das Internet stellt kein Global Village dar, in dem all das, was zu einem bestimmten Thema kommuniziert wird, für alle gleichermaßen relevant ist. Man könnte auch sagen, dass im Internet Chancengleichheit herrscht, diese aber nicht in Ergebnisgleichheit mündet.
Stattdessen richten sich Erfolge auch und gerade im Web nach dem Pareto-Prinzip: Der Großteil aller Aufmerksamkeit kommt nur einem kleinen Teil der Kommunikations-
teilnehmer zu. So folgen auf die wenigen Stars Millionen und Abermillionen von Nonames. Deshalb kennen alle den Seouler Hundehaufen, während alle anderen online thematisierten Hundehaufen dieser Welt mit Nichtbeachtung gestraft werden.